Das hatte man sich in Oberliederbach ganz anders vorgestellt, dennoch kommen die Ergebnisse wahrscheinlich nur für Außenstehende überraschend: nach drei absolvierten Begegnungen in der KOL Main-Taunus ist die SGO noch immer sieglos und dümpelt kurz vor den Abstiegsrängen dahin. Konnte das 1:1 bei Mitfavorit Viktoria Kelsterbach zumindest noch als Teilerfolg gewertet werden, und wurde das Remis gegen ein ersatzgeschwächtes Neuenhain noch als „Ausrutscher“ abgestempelt, so ist die Art und Weise des verdienten 1:3 bei einer nicht einmal starken aber kämpferisch hochüberlegenen Spvgg. Hochheim ein Armutszeugnis für die Mannschaft von Trainer Thomas Schlierbach.
Schaut man jedoch genauer hin, wird augenscheinlich, warum die Misere aktuell ist: erfahrene und höherklassig erprobte Spieler erreichen nicht annähernd ihr Leistungsvermögen, in Zweikämpfen wird durchgängig viel zu zaghaft, zögerlich und unentschlossen agiert, und es fehlt anscheinend die geistige und körperliche Frische, um Lücken zu reißen, in die eventuell andere Spieler vorstoßen könnten. Aus meiner Sicht der entscheidende Faktor der Misere ist jedoch die Tatsache, dass das Trainerteam Woche für Woche gezwungen ist, die Aufstellung gleich auf mehreren Positionen zu verändern, so dass ein Einspielen und Automatisieren von Abläufen nicht möglich ist. Sicherlich könnte man dann und wann auch von Verletzungspech sprechen, doch erscheint dies zu einfach, denn um fit zu sein, muss man auch in der Kreisoberliga eventuell mehr in seinen Körper investieren. Hinzu kommt, dass durch unzählige Abwesenheiten in Vorbereitung und vor allen Dingen während der Spieltage die eigene Mannschaft massiv geschwächt wird, dennoch aber vom möglichen Wiederaufstieg gesprochen wird. Mehr als ein Mittelfeldplatz ist so jedoch definitiv nicht drin.
Von der Kritik auszunehmen sind aus meiner Sicht vor allen Dingen die Neuzugänge Moritz Bremer, der seine Sache im Tor bisher recht ordentlich macht, Benedikt Bürger, der wahrscheinlich stärkste Akteur innerhalb der ersten drei Begegnungen und mit leichten Abstrichen auch Rückkehrer Gerret Niederschlag. Abstriche aber auch nur deshalb, weil er ebenfalls aus privaten Gründen bei einem Spiel fehlte. Ebenfalls von jeglicher Kritik verschont bleiben die ehemaligen Jugendspieler Younes Karouia, Gero Schütz und Antonio Lukic, die man einfach behutsam aufbauen sollte.
Alle weiteren Akteure dürfen sich hier ausnahmslos angesprochen fühlen, denn wenn sich gewisse Dinge nicht ändern, wird es auch in der ungeliebten KOL schwierig, überhaupt Spiele zu gewinnen. Bereits am Mittwoch, 30.08.2023, hat die Mannschaft die Chance, ein anderes Gesicht zu zeigen und in Lorsbach (Anpfiff ist um 20 Uhr) endlich den lange ersehnten ersten Dreier einzufahren. Vielleicht gelingt dies bei der ebenfalls katastrophal in die Saison gestarteten Mannschaft um Torjäger Tomislav Grubisic. Wenn nicht, „brennt in Liederbach definitiv langsam der Baum“.
Das Spiel in Hochheim ist schnell erzählt. Die Gastgeber wirkten von Beginn an wacher und entschlossener in den Zweikämpfen. In der 9. Minute konnte Maier per schönem Lupfer den Führungstreffer für die Gastgeber erzielen. Quasi in derselben Minute musste Aaron Schlotterer mal wieder mit muskulären Problemen im Oberschenkel verletzt vom Platz. Ein Bemühen war der SGO in der Folge sicherlich nicht abzusprechen, aber selbst kurz vor der Torlinie gelang es Florim Abdi in einer Szene nicht, die schöne Vorarbeit von Soroush Moradi zum Ausgleich zu nutzen. Nach etwa einer halben Stunde gelang Lakhal Ali für die keineswegs spielstarken aber deutlich zielstrebigeren Hochheimer das 2:0, das auch zum Pausenpfiff bestand hatte.
Auch der lange Weg in und aus der Kabine trug nur bedingt zur Verbesserung des Spieles bei. Nach 55 Minuten gelang Gerret Niederschlag sein so lange ersehnter erster Treffer für die SGO nach seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Einen weiten Eyüp-Eckball nickte der Stürmer schön zum Anschlusstreffer ein. In der Folge wollte die SGO natürlich den Ausgleich und war in der 78. Minute dann auch für 10 Minuten in Überzahl. Die beste Chance ergab sich jedoch aus einer Standardsituation für Bahri Eyüp. Doch aus 18m Entfernung schoss er wahrscheinlich den schlechtesten Freistoß seiner gesamten Karriere weit am Tor vorbei. Dass er es deutlich besser kann, hat er auch in Liederbach bereits mehrfach bewiesen.
In der Nachspielzeit traf dann El Ouasdi zum entscheidenden 3:1 für die Gastgeber, doch auch dieses Gegentor darf nicht unkommentiert bleiben. Die Art und Weise des Treffers war bezeichnend für das gesamte Spiel: den bereits abgewehrten Ball wuchtete der Hochheimer Angreifer ins Netz, obwohl Verteidiger Leon Ruhland wahrscheinlich die bessere Position zur Klärung des Balles hatte. Der Angreifer wollte das Tor aber erzielen, während die Torverteidigung zumindest in dieser Szene nur halbherzig erfolgte.
Am Ende waren die Köpfe unten, und es wurde verzweifelt nach Gründen gesucht. Sicherlich wartet die SGO sehnsüchtig auf das Debut des so wichtigen Dennis Wohl, doch auch er muss nach seiner Verletzung in der Vorbereitung und dem Urlaub erst einmal richtig fit werden. Das Spiel in Lorsbach kommt hierfür leider noch zu früh.
Aufstellung SGO:
Bremer – Ruhland, Bürger, Schlotterer (10. Mohr) – Geulen, Eyüp – S. Moradi, Wilson (57. Lukic), Karouia (57. Kilian) – Abdi, Niederschlag.
Tore: 1:0 Maier (10.), 2:0 Lakhal Ali (32.), 2:1 Niederschlag (55.), 3:1 El Ouasdi (90.+3).
Besondere Vorkommnisse: 10-Minuten-Strafe für Uslu (Hochheim, 78.)
Tobias Merz
(Sportliche Leitung)
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